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AutorenbildKlaus Heinzel

Rückblick und Bilanz Bienenjahr 2022/2023




Liebe Bienenfreunde und Freunde der Stiftung,


der Februar hat begonnen und heute konnte ich das erste Mal in diesem Jahr eine Biene auf unserer Veranda auf der Suche nach Blüten beobachten. Nach langem suchen wurde sie in einem benachbarten Beet bei einer Christrose fündig. Höchste Zeit einen Blick auf das vergangene Bienenjahr zu werfen und Bilanz zu ziehen.


Den Bericht haben wir wie folgt gegliedert:


  • Forschungsergebnisse 2022/2023.

  • Bienen verstehen. Ein Plädoyer für unabhängige Forschung.

  • Aktivitäten 2023

  • Ausblick 2024


Ω Forschungsergebnisse 2022/2023

Das Jahr begann bei der ersten Durchsicht der Testvölker, Ende Februar, mit dem freudigen Ergebnis, dass bis dahin alle 10 Völker den Winter überstanden hatten. Und das ohne jegliche Varroa-Behandlung im Jahr 2022. „Unglaublich“ hörten wir von Imkerkollegen bei der Präsentation dieses Ergebnisses. „Wieso“ war die meist gestellte Frage im Gespräch.


Die Antwort lautet für uns, dass es immer klarer wird, bei nicht stattfindender Honigernte einen signifikanten Beitrag zur Bienengesundheit zu leisten. Gleichwertig anzusetzen ist das Zulassen der Schwarmtätigkeit. Durch das Ausschwärmen von ca. 50% des Bienenvolkes reduziert sich auch die Anzahl der Milben um 50%. Die Milbenlast vor dem Ausschwärmen lag bei ca. 2,5 %. Unsere Messungen nach dem Ausschwärmen, am 30.6., ergab eine Belastung von 1,1 %. Wie auch im Vorjahr mehr als eine Halbierung der Belastung. Im weiteren Entwicklungszyklus und intensiver Bruttätigkeit, stieg die Milbenbelastung dann kontinuierlich wieder an und erreichte im November Werte von ca. 7 %. Die Belastungen von konventionell geführten Völkern liegen um den Faktor 3 bis 4 über diesen Werten!


Der dritte, aus unserer Sicht untergeordnete Faktor, lag in der kaum stattgefundenen Störung der Bienen durch häufige Durchsichten der Völker. Die Honigvorräte lagen bei allen Völkern Ende Februar im Bereich von 1,5 Kg bis 2,5 Kg. Das heißt, dass von den Bienen Honig und Pollen zwischen 20 Kg und 25 Kg je Volk während der Monate November, Dezember, Januar und Februar verbraucht wurden. Die verbliebenen Vorräte waren bei allen Völkern ausreichend.


Das hängt natürlich auch mit dem Zulassen der Schwarmtätigkeit zusammen. Wenn diese unterdrückt werden soll, sind, zumindest in den Monaten April/Mai bis Mitte Juni, neuntägige Durchsichten nötig.


Natürlich ist uns klar, dass diese Forschungsergebnisse nach jetzt 3 Jahren noch nicht belastbar sind. Aber wir werten diese ersten Ergebnisse als Bestätigung in dem Projekt auf dem richtigen Weg zu sein, den wir konsequent weiter gehen werden.


Hier weitere Forschungsergebnisse:


- Die Honigvorräte lagen bei den Testvölkern bei Frühjahrsbeginn und

  damit einsetzender Tracht bei 2,2 Kg. Die verbliebenen Vorräte waren

  bei allen Völkern ausreichend. Das wäre auch bei einer später

  einsetzenden Tracht der Fall gewesen.


- Wir führten, wie auch im vorherigen Bienenjahr nur sechs

  Kontrolldurchsichten durch. Das tun wir in dem Bewusstsein, dass jede

  Sichtung der Bienengesundheit abträglich ist. Wir haben die Gründe dafür

  im Jahresbericht 2022/2021 näher erläutert. Sichtungstermine waren:

  17.2., 22.6., 28.7., 30.8. und 3.10.2023.

- Der Bienenbestand vor der Einwinterung lag bei durchschnittlich 27.000.

Zwei Völker verzeichneten einen Bestand von unter 15.000 Bienen, was

vermutlich durch das Nachschwärmen zustande kam. Die

Honig/Pollenvorräte waren aber auch bei diesen relativ schwachen Völkern

ausreichend gefüllt.


Ω Bienen verstehen

Bekanntermaßen können wir die Bienen nur bedingt verstehen. Wäre das anders würde es das sich immer weiter verstärkende Bienensterben nicht geben. Die genaue Beobachtung der Tiere, Zeit und Geduld dafür und das gehen „neuer“ Wege, helfen dabei ein tieferes Verständnis zu entwickeln.


Auch der Weltbienentag, der jedes Jahr am 20. Mai stattfindet, hat das Verstehen einer wesensgerechten Bienenhaltung in seiner Zielsetzung. Es werden viele sinnvolle Maßnahmen und Projekte, wie z.B. das Bienenretter-Projekt) angeboten. Bei näherer Betrachtung ergibt sich jedoch aus unserem Blickwinkel heraus ein zu einseitiges Bild. Für das Bienensterben werden die Kriterien


zu wenig Lebensraum,

Nahrungsmangel

und giftige Pestizide

  

angegeben. Alle drei Punkte sind richtig und wichtig. Aber aus unserer Sicht ist das „zu kurz gesprungen“. Einflussmöglichkeiten auf diese Punkte haben wir, bis auf das Thema Nahrungsangebot, da können wir für blühende Gärten und Balkons sorgen, so gut wie keine. Können wir oder die Imker den Städteplaner vorschreiben nicht noch mehr Flächen zu versiegeln? Können wir der Landwirtschaft oder der Politik vorschreiben endlich toxische Umweltgifte, die als Pflanzenschutzmittel bezeichnet werden, zu verbieten? Schauen wir uns nur das jahrelange „Gerangel“ innerhalb der EU um nur einen einzigen Wirkstoff (Glyphosat) an.


Der Weg wirklich effizient etwas für die Bienengesundheit zu tun, und zwar sofort, führt vor allem über uns. Über wirklich interessierte Menschen, über Initiativen, die umsetzbare Themen aufgreifen (wie z.B. Blühende Landschaften), über Imker, die den derzeitigen Zustand nicht einfach akzeptieren sondern für mehr Bienengesundheit kämpfen und sicher auch über Institutionen wie unsere Stiftung, die sich durch seriöse, nicht fremdfinanzierte Forschungsarbeit Gedanken über andere Möglichkeiten als die oben aufgeführten drei Punkte macht.


Dass der Weltbienentag am 20.Mai stattfindet, dem Geburtstag von Anton Janscha (geboren 1734), hat für uns einen denkwürdigen Beigeschmack. Herr Janscha gilt als der Erfinder der Zargenbetriebsweise, die viel mit guten „Honigernten“ und wenig mit wesensgerechter Bienenhaltung zu tun hat.


Liebe Leser und Freunde der Stiftung, bitte verstehen Sie die vorstehenden Ausführungen nicht in dem Sinne, dass wir eine negative Stimmung gegen die hier genannte Initiative machen wollen. Im Gegenteil wir begrüßen jeden Ansatz, der dabei hilft, dass sich mehr Menschen um die bedrohte Bienenwelt kümmern und sich engagieren. Aber wir haben den Wunsch, sich dann auch wirklich umfassend zu bemühen. Seit den frühen siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist die Milbe in den Fokus gerückt. Die große Bedrohung wurde allen Informierten schnell klar und inzwischen hat sich das Thema zu einem weltweiten, großen Problem entwickelt. Bestimmt wurden bereits viele Millionen an Euros oder Dollars in die Forschung gesteckt und hatten unterm Strich, nüchtern betrachtet, keine Wirkung. Es ist deshalb höchste Zeit in andere Richtungen zu denken und völlig frei das Thema zu erforschen. Die Stiftung concordiaNATURA will dazu einen Beitrag leisten.



Ω Aktivitäten 2023

Ein wichtiger Punkt war erneut ein „Tag der offenen Tür“, der großen Zuspruch fand und Zeit bot viele Fragen rund um das Thema Bienen zu beantworten. Wir haben uns besonders über einige ungarische Gäste gefreut. Mit Deutsch, Englisch und einigen Worten Ungarisch war die Kommunikation nicht ganz einfach aber auf jeden Fall recht lustig und hat trotz der Sprachbarrieren zum gemeinsamen verstehen beigetragen.


Anfang November fand unter dem Thema „Faszination Bienen – wer rettet das bedrohte Himmelsvolk?“ ein Vortrag der Stiftung in Somogyvár statt. Wir haben uns über das sehr interessierte Publikum sehr gefreut. Nähere Berichte dazu finden Sie in einem anderen Blogbeitrag dieser Website.


Ein wichtiger Tag war auch der 24.November. Wir haben an diesem Tag mit 3 Mitwirkenden den „Rohbau“ einer Klotzbeute aus einem Stück Baumstamm erstellt. Die Beute wird in den nächsten Wochen fertiggestellt und weitere werden folgen.


Bei Freunden und Unterstützern der Stiftung haben wir uns am 22.12. mit einer kleinen Feier am offenen Feuer – budgetneutral - bedankt.


Ω Ausblick 2024

Wir haben uns über eine erneute Einladung zu einem weiteren Vortrag in Somogyvar sehr gefreut. Das Thema werden in diesem Jahr unsere Wildbienen sein. Nähere Informationen und der Termin werden rechtzeitig auf dieser Website bekanntgegeben.


Auch den „Tag der offenen Tür“ werden wir, voraussichtlich im Sommer, wieder durchführen.


Das Klotzbeutenprojekt wird uns in diesem Frühjahr begleiten. Damit ist auch der Einzug weiterer Bienenvölker geplant.


Im Moment sind wir dabei mit einer Wärmebildkamera Aufnahmen bestehender Magazinbeuten zu erstellen. Die Ergebnisse werden wir vorraussichtlich im März vorstellen können.


Wir blicken gespannt auf das jetzt beginnende neue Bienenjahr und Bedanken uns nochmals sehr bei unseren Unterstützern. Der große Zuspruch hier macht uns viel Freude.


Herzliche Grüße und be(e) good,


Ihr/Euer

Klaus Heinzel

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