Liebe Bienenfreunde und Bienenfreundinnen,
liebe Stiftungsförderer,
hinter uns liegen zwei besondere Bienenjahre.
Corona und Imkern ...hat ja auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun. Die Bienen kämpfen nicht mit Viren. Sie haben mit Milben genug zu tun. Die Besonderheit dieser beiden Jahre hat trotzdem etwas damit zu tun. Das liegt zum einen an der Gesamtsituation, die es faktisch unmöglich machte sich rechtzeitig im Jahr mit Imkervereinen zusammen zu setzen und die Forschungsmaßnahmen zu planen und um zu setzen. Vorträge zu halten war genauso wenig möglich wie an Vereinsversammlungen von Imkern teilzunehmen, die gar nicht stattfinden durften. Das hat uns in der Umsetzung geplanter Maßnahmen stark beeinflusst.
Betriebswirtschaftliches Denken vers. Bienengesundheit
Ein anderer gewichtiger Grund liegt in der weit ausgeprägten Ertragsorientierung vieler Imker (Hobbyimker). Es ist für viele Imker schwer oder gar nicht vorstellbar auf einen Teil oder sogar in Gänze auf den Honigertrag aus einem Bienenvolk zu verzichten. Und das obwohl bekannt sein muss, dass Industriezucker kein adäquater Ersatz für den Honig ist, den die Bienen für den langen Winter sammeln.
Schuld sind immer die Anderen
Die Gründe für das nach wie vor anhaltende Bienensterben werden ausschließlich „bei den Anderen“ gesucht. Das ist nicht grundsätzlich nur falsch. Der Einsatz von Pestiziden, Beizen, Düngern und anderen chemischen Produkten – sie werden von der Industrie auch gerne als Pflanzenschutzmittel bezeichnet - trägt mit zum Sterben und Aussterben vieler Insekten, auch der Honigbiene, bei. Dazu gibt es kein wenn und kein aber.
Vor der eigenen Haustür kehren?
Richtig ist aber auch, dass es aus unserer Sicht Sinn macht die Dinge zuerst zu bearbeiten, die wir selbst entscheiden, maßgeblich beeinflussen und angehen können. Aus Sicht der Stiftung stellen sich folgende Fragen:
Entspricht die momentane, weit verbreitete Bienenhaltung dem Wesen der Bienen? Ist die Unterbringung in Holz- oder gar Styroporkisten artgerecht?
Trägt das Ertragsdenken zur Anfälligkeit der Bienen und zum Bienensterben bei? Wir geben dabei zu bedenken, dass Hobbyimker noch vor 40-50 Jahren deutlich weniger Honig „geerntet“ haben (teilweise, je nach Lage bis zu 15 Kg in einer Saison).
Kommen wir nicht durch den beliebigen Ausbau der Bienenvölker durch zusätzlich installierte Magazine der Massentierhaltung immer näher oder sind wir bereits dort angekommen? Ist es artgerecht und gesundheitsfördernd, wenn wir in der Hoch-Zeit des Jahres von Völkergrößen von 50.000 oder gar 80.000 Bienen sprechen?
Wer sagt uns eigentlich woher unsere Konditionierung kommt, dass die Honigbiene ohne das Zutun des Menschen nicht überlebensfähig ist?
Der Fragenkatalog könnte hier noch deutlich erweitert werden. Wir kommen an anderer Stelle auf weiterführende Fragen zurück.
Der aktuelle Standard der Bienenhaltung ist nicht alternativlos!
Ergebnisse in unserer Forschungsarbeit haben uns aufgezeigt, dass eine Bienenhaltung ohne oder nur mit sehr wenigen Eingriffen der Bienengesundheit zuträglich ist. Dazu gehört auch die Entnahme von sehr wenig Honig oder der komplette Verzicht darauf. In dem aufgesetzten Forschungsprojekt der Stiftung geht es darum diese bisherigen Einzelergebnisse auf eine breite, repräsentative Plattfom zu stellen.
Raus aus den Trampelpfaden
Wir verstehen vor dem Hintergrund der oben aufgeführten Fragen die reservierte Haltung deutscher Imker. Es geht darum die Gesamtsituation der Bienenhaltung zu überdenken und „gewohnte Pfade“ zu verlassen. Das fällt unserer Spezies bekanntermaßen schwer.
Anders Imkern in Ungarn
In Ungarn sind wir im vorigen Jahr auf eine ganz andere Einstellung gestoßen. 10 – 15 Kg Ertrag pro Saison und Bienenvolk werden hier von Hobbyimkern als guter Ertrag bewertet. Auf den Einsatz der „chemischen Keule“ wird häufig ganz oder zumindest teilweise verzichtet. Dem natürlichen Schwarmtrieb wird von vielen Imkern nachgegeben. Dadurch entstehende Ertragsverluste werden gebilligt. Der Ausbau der Beuten begrenzt sich meist auf maximal 3 Magazine.
Das Bienensterben ist dort trotzdem verbreitet. In einem durchschnittlichen Jahr geht man in Ungarn davon aus, dass ca, 10- 20% der Völker den Winter (relativ mild) nicht überstehen. An einer Verbesserung dieser Situation besteht großes Interesse.
Unsere Stiftung hat genau hier angesetzt und inzwischen gibt es zehn Völker, denen in diesem Jahr kein Honig entnommen wird. Bei fünf dieser Völker werden keine chemischen Produkte zur Unterdrückung der Varroamilbe eingesetzt. Es handelt sich dabei um einen Langzeitversuch über 3 Jahre. 10 weitere Völker werden im kommenden Jahr folgen. Eine detaillierte Beschreibung aller Maßnahmen erfolgt an anderer Stelle.
Vor dem Hintergrund der, vergleichsweise zu Deutschland, geringeren Erträge und dem niedrigeren Kilopreis für den Honig, ist dieses Projekt auch deutlich preiswerter zu realisieren. Wir freuen uns sehr über die aufgeschlossene Haltung der angesprochenen Imker.
Auf dem eigenen Grundstück sollen im Winter auch „Beuten“ entstehen, die der natürlichen Lebensweise der Bienen entsprechen.
Wir halten Sie/Euch gerne auf dem Laufenden.
Herzliche Grüße aus Ungarn und
BE(E) GOOD
Klaus Heinzel
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