Der Honigmarkt in Europa
- Klaus Heinzel
- vor 5 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Ungarische Imker unter enormen Preisdruck

Liebe Freundinnen und Freunde der Stiftung,
unsere Einstellung zur "Honigproduktion" ist bekannt. Wir greifen hier trotzdem dieses Thema vor dem Hintergrund auf, dass wir eine ernsthafte Gefahr für den Bienenstandort Ungarn sehen, da immer mehr Imker aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben. Zunächst ein paar Fakten zu den Mengen an Honig, die produziert werden:
Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft sind das jährlich ca. 250.000 Tonnen Honig. Die größten Produzenten sind In dieser Reihenfolge: Ungarn, Rumänien, Deutschland und Spanien, mit jeweils über 20.000 Tonnen pro Jahr.
Vermarktet dagegen werden ca. 450.000 Tonnen, sodass ungefähr 200.000 Tonnen Honig importiert werden. Die Importe regenerieren sich hauptsächlich aus den Ländern China, Ukraine, Argentinien und Mexiko. Während die Produktionskosten für den inländischen Honig bei ca. 5,60 € pro Kilo liegen, werden für den Importhonig ca. 2,25 € abgerechnet.
Kürzlich hatten wir ein Treffen mit ungarischen Imkern, in dem wir eine besorgniserregende Informationen bekamen. Es wurde berichtet, dass viele Imker ihre Bienen-Bestände aufgeben, da ein wirtschaftliches Arbeiten nicht mehr möglich sei. Bisher erzielten die Imker bei den Großhändlern Preise pro Kilogramm in Höhe von 910 Forint, was ca. 2,30 € entspricht Jetzt zahlen die gleichen Großhändler nur noch 475 Forint, was ca. 1,20 € entspricht.

Das Marktgleichgewicht kommt durch diesen Importdruck aus der Waage
Bei den jetzt erzielten Verkaufserlösen liegen die Ergebnisse deutlich unter den entstehenden Selbstkosten. Das betrifft weniger die kleinen Imker mit bis zu 20 Völkern. Sie vermarkten ihren Honig in der Regel selbst. Aber alle Imker, die über dieser Zahl liegen sind beim Verkauf auf den Großhandel als Absatzmittler angewiesen.
Der Preisverfall kommt durch einen enormen Importdruck aus China zustande. Dieser Honig wird den Großhändlern zwischen 1 € - 1,25 € angeboten. Da der Großhandel diesen "Preisvorteil" nur begrenzt weitergibt kann er auf diese Weise einen deutlich höheren Profit erwirtschaften. Die Verbraucherpreise bleiben davon unberührt.
Sollte sich dieser Trend fortsetzen, besteht eine ernsthafte Gefahr für den Bestand der Bienen in Ungarn.
Damit wir uns richtig verstehen: Wir wollen an dieser Stelle keine "Werbung" für die sogenannte Honigproduktion machen. Aber bei der Bedrohungslage, der die Bienen ohnehin schon ausgesetzt sind, würde das Einstellen der Arbeit vieler Imker den Bienenbestand weiter reduzieren. Das gilt es, auch unter der Prämisse des Tolerierens von Honigentnahme aus dem Bienenstock, zu vermeiden. Wir gehen davon aus, dass es sich bei den aktuell angebotenen Einkaufspreisen von Chinesischen Großhändlern um eine Aktion handelt, die das Ziel hat durch eine Reduktion der der Honigproduktion in Europa die eigenen Exportchancen deutlich zu erhöhen und damit Marktanteile zu gewinnen. Wir erkennen dieses Muster auch in vielen anderen Branchen. Dem gilt es aus unserem Blickwinkel politisch zu begegnen. Auch der Verbraucher, und damit wir alle, kann diesen Trend beeinflussen, in dem er beim Kauf von Honig auf Europäische Produkte zurückgreift. Das fällt bei - zumindest im Moment - stabil hohen Verkaufspreisen im Handel nicht schwer.
Wir werden das Thema weiter beobachten und berichten.
Mit herzlichen Grüßen aus dem Frühherbst grüßt Sie/Euch,
Klaus Heinzel
Stifter
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