Rückblick erstes Halbjahr 2025
- Klaus Heinzel

- 4. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Fehlstart in das neue Bienenjahr

Bei der Betrachtung dieses Bildes wundert man sich über die Unterzeile der Überschrift "Fehlstart in das neue Bienenjahr". Leider gab es den hier an allen Standorten. Und leider gibt es hier keine Rosmarinfelder für ein ausreichendes Nahrungsangebot.
Bereits im Januar berichteten wir an dieser Stelle über Wetteranomalien mit extremen Temperaturschwankungen. Die überraschten uns und vor allem die Bienen über den kompletten Januar und Februar. Zuerst wurden unsere Freunde von Tagestemperaturen zwischen 15° und 20° Grad Celsius überrascht. Die hohen Tagestemperaturen motivierten die Bienen ausgiebig zu Ausflügen. Viele fanden dann durch stark und schnell abfallende Temperaturen am Nachmittag den Weg nicht mehr zurück. Die Bienen, die diese Ausflüge überlebten kehrten ohne Pollen und Nektar zurück.
Im Februar verzeichneten wir auf unserer Forschungsstation auch nachts Temperaturen von bis zu 15° Grad Celsius. Das führte dazu, dass die Königinnen bereits zu diesem Zeitpunkt ihr Brutgeschäft aufnahmen. Die durch die Eiablage und Brutpflege verbrauchte Energie war durch den Eintrag von Pollen und Nektar nicht annähernd gedeckt. Vor diesem Hintergrund waren bereits Ende Februar alle Reserven für den Winter aufgebraucht. Es half nur noch massive Zufütterung. Vor dem Hintergrund der Ende Februar stark fallenden Temperaturen wurde diese Fütterung nur teilweise aufgenommen. Eine insgesamt fatale Situation, die alle uns bekannten Imker in der Region betraf. Wer diesen Mangel nicht erkannte verlor oft bis zu 100% seiner Bienenbestände. Leider kein Einzelfall.

Die Verlustquote in Ungarn steigerte sich unter diesen Umständen auf etwa 50%.
Auch in Deutschland geht das Fachzentrum für Bienen und Imkerei in Mayen von bis zu 30% Verlustquote aus. Nach den relativ guten Ergebnissen im Bienenjahr 2023/2024, mit ca. 15 % Verlust ein dramatischer Anstieg. Als wichtigster Verursacher der Verluste In Deutschland wird die Varroamilbe (varroa destructor) gesehen.
Anlässlich des Weltbienentages forderte der BUND erneut eine spürbare Reduktion des Ausbringens von Pestiziden in der Landwirtschaft. Corinna Hölzel (BUND-Pestizid-Beauftragte verwies auf das Sterben der Honig- und Willdbienen. Von den etwa 560 Wildbienenarten, die es in Deutschland noch gibt, sind ca. 50% vom Aussterben bedroht.
Der Blick in das Nachbarland Österreich fällt auch nicht zufriedenstellend aus. Der Imkerbund AT meldet Ausfälle von 22,5 %. Neben der Vorrose macht man sich hier auch Sorgen um die zunehmende Bienenerkrankung Nosema Ceranae. Diese Pilzerkrankung tritt bei den "Wintervölkern" auf. Der Fachverband stellt die Frage ob diese Erkrankungen mit Fungizidspritzungen korrelieren. Verstärkte Hygienemaßnahmen können bei der Prophylaxe helfen.
Ein Blick über den Ozean in die USA macht ebenfalls keine gute Stimmung. Berufsimker verloren hier in der vergangenen Saison 62% ihrer Völker. Bei den Hobbyimkern waren es bei den kleineren Imkern 50%. Bei den Imkern mit bis zu 500 Völkern ergab sich eine Verlustquote in Höhe von 54 % . Ein trauriges Rekordergebnis, bei dem insgesamt ein Verlust von 1,1 Millionen Völkern zu verzeichnen ist.
Zurück nach Ungarn. Auch an unseren Bienenbeständen gingen die extremen Klimabedingungen nicht spurlos vorbei. Wir verloren 25% unserer Völker. Dass das deutlich weniger ist wie bei den Imkern in der Nachbarschaft, tröstet nur bedingt. Die Quote ist nicht akzeptabel. Ansatzpunkte für eine Verbesserung der Situation sehen wir in einer
rechtzeitigen Erweiterung des Honigraumes, durch den die Bienen die Möglichkeit hätten größere Wintervorräte anzulegen,
ein weiterer Punkt ist eine Verbesserung der Isolierung bzw. Kühlung der Bienenbeuten im Sommer. Unsere Zählungen haben ergeben, dass bei steigenden Temperaturen in der Beute die Anzahl der Varroamilben deutlich steigt.
An beiden Punkten arbeiten wir bereits im Rahmen unseres Forschungsprojekts. Wir werden über die Ergebnisse berichten.
Insgesamt zeigt uns die Situation, dass unsere Forschungsarbeit immer wichtiger wird. Dass es dabei Rückschläge gibt, ist unausweichlich und spornt uns, im positiven Sinne, zu einer Ausweitung der Aktivitäten an.
in diesem Sinne, herzliche Grüße und be(e) good,
Ihr/Euer
Klaus Heinzel



Kommentare