Winterruhe?
- Klaus Heinzel

- vor 4 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Liebe Freunde und Förderer der Stiftung,
liebe Bienenfreunde,

Johannisbeer-Salbei (Salvia microphylla)
„normalerweise“ würde ich in dieser Jahreszeit berichten, dass unsere Bienen in der Winterruhe sind. Das ist aber im Moment immer noch nicht der Fall. Bei Tagestemperaturen zwischen 12° und 17° Celsius herrscht an sonnigen Tagen, und davon gibt es viele, nach wie vor reger Flugbetrieb.
Das wird noch durch die Blütenvielfalt auf unserem Grundstück unterstützt, die magnetisch wirkt. Insbesondere der Rosmarin und der Johannisbeer-Salbei stehen, trotz nächtlicher Temperaturen im unteren einstelligen Bereich, in voller Blüte. Auch der Borretsch blüht erneut üppig und wird angeflogen. Freude macht auch die Prachtkerze (Gaura lindheimeri). Wir haben nach dem heißen Sommer ab Oktober das Gefühl eines „zweiten Frühlings“ der Natur. Können wir uns darüber freuen?

Rosmarin (Salvia rosmarinus)
Wir sehen das mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Natürlich freuen wir uns über das Summen und beobachten die Honigbienen und vereinzelt Wildbienen sehr gerne bei ihrem lebendigen Treiben. Die andere Seite ist unser Wissen, dass die Ausflüge der Bienen wenig ertragreich sind, da es längst nicht überall so bunt aussieht wie bei uns auf der Forschungsstation. Unter dem Strich verbrauchen die Bienen bei diesen Ausflügen mehr Energie wie sie durch Nektar- oder Pollenernte einbringen können.
Unsere Gewichtskontrollen mit der Stockwaage belegen diese Annahme. Seit Mitte Oktober verzeichnen wir bei den Völkern einen Gewichtsverlust von 13 %. Der kommt durch den Verzehr der Wintervorräte zustande, mit dem die Bienen ihr Energiedefizit bei den Ausflügen ausgleichen. Diese 13 % entsprechen pro Volk immerhin einen „Verlust“ von Pollen und Honig in Höhe von ca. 3.250 Gramm. Der durchschnittliche Wintervorrat in Höhe von 25.000 Gramm reduziert sich dadurch auf etwa 21.500 Gramm. Der hohe Gewichtsverlust erklärt sich dadurch, dass die Bienen bei ihren Ausflügen deutlich mehr Energie verbrauchen als in der Winterruhe.

Prachtkerze ((Gaura lindheimeri)
Das ist isoliert betrachtet nicht dramatisch. Es kann aber bei einem langanhaltenden Winter, der eventuell bis zum März anhält, zu ernsthaften Versorgungsproblemen führen. Eine stetige Gewichtskontrolle, spätestens ab Anfang Februar des kommenden Jahres, ist vor diesem Hintergrund wichtig. Für diese Kontrolle muss nicht unbedingt eine Stockwaage vorhanden sein. Es funktioniert auch mit einer Personenwaage. Wichtig ist es, falls noch nicht geschehen, bereits jetzt das aktuelle Gewicht zu ermitteln um dann im Februar einen Referenzpunkt zu haben.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? In einem hohen Grade trifft das zu. Wenn die Vorräte zur Neige gehen, können im Februar Notfütterungen erfolgen, die den Bienen helfen gut über den Winter zu kommen.
Die Freude übertrifft bei uns deshalb die Sorge. Es tut gut unsere kleinen Freunde so lebendig fliegen zu sehen und die Sonnenstrahlen und Blütenpracht zu genießen.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen/Euch einen „goldenen November“ und große Aufmerksamkeit ab Februar des kommenden Jahres.
Herzliche Grüße und be(e) good,
Euer/Ihr
Klaus Heinzel



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